Die Entstehung des Museums im alten Rathaus Großheubach von 1612

Eine Uhr aus dem Jahr 1896.

Das Leben ist manchmal zu vergleichen wie das Arbeiten eines Uhrwerkes. Zahnräder verschiedener Größen greifen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten in einander ein. Alles begann im Sommer des Jahres 2005. Eigentlich war nur ein Ausflug mit dem Motorrad von hessischen Groß-Umstadt nach Miltenberg geplant mit Zwischenstopp auf dem Engelberg. Dort angekommen betrat ich die Kirche da ich Orgelmusik hörte. Da ich selber Organist bin, machte mich die Orgel neugierig. Ich betrat die Empore und kam mit dem damaligen Organisten ins Gespräch.

Da ich mich schon seit meinem 14 Lebensjahr mit Turmuhren beschäftigte, fragte ich den Organisten ob es im Rathaus noch eine Turmuhr geben würde? Da es schließlich zwei ziemlich verwitterte Zifferblätter auf dem kleinen Türmchen gab aber keine Zeiger. Wenige Wochen später wurde mir die Tür zum alten Rathaus geöffnet und ich stieg mit großer Spannung die vielen Stufen hoch bis zur zweiten Etage des Dachbodens auf dem sich zwei Uhrwerke befanden. Beide in einem jämmerlichen Zustand und fernab jeglicher Funktionalität.

Nach sorgfältiger Einschätzung des allgemein Zustandes der Uhr, bot ich an, das Uhrwerk zu entrosten, die alte Farbe zu entfernen und die defekte Pendelfeder wieder zu reparieren. Ich wollte dafür kein Geld. Machte aber damals zur Bedingung, dass das Uhrwerk vom Dachboden runter kommt und einen neuen Platz im Rathaus finden sollte. An einem Platz an dem es jeder besichtigen kann.

In einem der schönen Fachwerkräume befand sich die ehemalige Bücherei. Sie war schon viele Jahre nicht mehr in Betrieb. Mein Vorschlag war es, die Bücherei zu entsorgen und diesen Raum als Turmuhrzimmer zu nutzen. Fast 7 Jahre später nachdem das Uhrwerk längst restauriert und repariert war, wurde im Zusammenhang der 400 Jahrfeier des alten Rathauses (1612 – 2012) das Uhrwerk im heutigen Turmuhrmuseum in Betrieb genommen. Die durch Witterung verblassten und teilweise angerosteten Zifferblätter wurden abmontiert und neue angebracht.

Neue Zeiger wurden anhand zweier „wieder gefundenen“ Original Zeiger angefertigt. Ursprünglich wurde die Zeit mit nur einem Stundenzeiger angezeigt. Dies war zur Zeit der Erbauung des Rathauses völlig normal. Noch heute kann man an bedeutenden Gebäuden ein Zifferblatt mit nur einem Zeiger sehen. Wer mal nach Freiburg kommt, schaut sich das Zifferblatt des Freiburger Münsters an. Wer nicht so weit fahren möchte kann in Wörth am Main am alten Rathaus ebenfalls ein Zifferblatt mit nur einem Zeiger sehen. Das Rathaus wurde 1600 gebaut. Erst mit der Erfindung des Pendels Mitte des 17Jahrhunderts und der dadurch besseren Ganggenauigkeit der Uhren wurden immer mehr Zifferblätter mit einem Minutenzeiger bestückt.

So bildete dieses alte Uhrwerk aus dem Jahre 1898 von „Friedrich Holzöder , Rothenburg o.d.T.“ den Grundstein für das heutige Museum. Denn ein Jahr später (2013) sollte das erste Uhrwerk des Rathauses von 1612 ebenfalls seinen Platz im Turmuhrzimmer finden….